Weintreff 2015

Wiesbadener Tagblatt 03.09.2015

Von Susanne Stoppelbein

HETTENHAIN – Ein Dutzend Kinder spielt auf der abgesperrten Straße vor dem Feuerwehrgerätehaus. Gegenüber haben sich die Hettenhainer ein lauschiges Plätzchen geschaffen. Vor allem in den Sommermonaten. Dann wird der Dorfplatz jeden Freitagabend zum Weintreff – eine Initiative des Ortsbeirats. „Wohin soll man abends sonst hingehen mit Kindern?“, fragt Ortsvorsteherin Ingrid Bär.

Garage als Unterstand

Acht Beistelltische mit rot karierten Tischdecken und Windlichtern stehen bereit. Drei Dutzend Erwachsene sitzen an diesem angenehmen Sommerabend dort, man unterhält sich und genießt ein Glas Wein. An der Holzhütte hängt die Speisekarte, nebst einem Schild, wer heute den ehrenamtlichen Ausschank übernommen hat: die Familien Becker und Burg. Ralf, Ben und Babette Becker sowie Sebastian und Michaela Burg machen sich gut gelaunt hinter der Theke zu schaffen. Karten und Schilder hat Ortsbeiratsmitglied Gerhard Bieler gemacht, so wie fast alles rund um den weinseligen Bürgertreff. Sein Grundstück grenzt an den Dorfplatz, und so dient seine Garage als Unterstand für dies und das. Auch die Infrastruktur der Feuerwehr, bei der Bieler Mitglied ist, steht für den Weintreff zur Verfügung: Toiletten, Wasser, ein Teil des Equipments. Manches hat der Ortsbeirat auch angeschafft. Die Kühlung des Bürgerhauses ist ein weiterer Baustein der Infrastruktur.

Die Holzhütte für den Ausschank ist eine Leihgabe der Feuerwehr. Zum Dank hat Bieler sie jetzt neu gestrichen. Zusammen mit seiner Frau Sigrid besorgt er Getränke und Speisen für den Weintreff, diesmal gibt es zusätzlich von den beiden Wirtsfamilien gestifteten Handkäs’. Die Helfer in der Holzbude gehen außerdem üblicherweise beim Auf- und Abbau zur Hand. Um punkt 22 Uhr läutet Bieler eine Glocke als Zeichen zum Aufbruch. Man will die übrigen Nachbarn nicht ungebührlich lange belästigen. „Es ist wichtig, dass um 22 Uhr jeder ein bisschen mit anpackt“, weiß Bieler. Dass dann „Schluss sein muss mit lustig“ haben die Organisatoren auf Zetteln an jedem Tisch ausgelegt. „Es wäre schade, wenn der Weinstand wegen Lärmbelästigungen künftig nicht mehr fortgeführt werden könnte“, steht darauf. Probleme gab es aber offenbar noch nicht.

Ohnehin sind viele Hettenhainer freitagsabends am Dorfplatz, falls nicht eine andere Veranstaltung im Stadtteil ist. Dann fällt der Weintreff aus, um den andern Veranstaltern keine Konkurrenz zu machen.

Bis zu 70 Gäste an einem Abend haben Bieler und Ortsvorsteherin Ingrid Bär in diesem regenarmen Sommer schon gezählt. Auch die ehrenamtlichen Mundschenke stehen schon fast Schlange. Die Helfer-Liste mit den Ausschankterminen sei „in acht Minuten“ voll gewesen, als sie beim ersten Weintreff im Juni ausgelegt wurde, berichtet Bieler. „Nächstes Jahr wird es noch leichter.“

Letzter Treff am Freitag

Der Dorfplatz ist über die Jahre verschönert worden, mal mit Mitteln aus dem Kreisprogramm Zukunft Dorfmitte, mal von Nachbar Bieler. Der hat auch die einem Ortsschild nachempfundene Tafel „Dorfplatz Hettenhain“ aufgestellt, ebenso die Litfaßsäule, die er mit Terminen im Ort bestückt. „Der Dorfplatz lebt“, stellt die Ortsvorsteherin zufrieden fest. Für 2015 hat sie über „Zukunft Dorfmitte“ Mittel für eine Telefonzellenbücherei beantragt.

Am Freitag, 4. September, ist der letzte Weintreff für dieses Jahr, Beginn ist um 18 Uhr.